Smarthome-Lösungen sollen einfach sein: Gerät anschalten, App auf dem Smartphone installieren und los geht’s. Dieses leider weitverbreitete Smarthome-Conveniencefood schmeichelt dem inneren Schweinehund, hat aber ein paar massive Nachteile.
Aktuell zeigt uns die Firma Alphabet (das neue Konzernkonstrukt hinter dem Suchmaschinenriesen Google), wie solche Lösungen für den Endverbraucher in die Hose gehen können. Nachdem Alphabet 2014 die Firma Revolv übernommen hat, wurde es düster für die Lösungen des, erst 2012 gegründeten Start-ups aus Colorado. Mit dem viel gelobten Smarthome Hub M1, durch den sich viele Smarthome-Lösungen mittels einer gemeinsamen Zentrale bedienen lassen, hatte das neue Unternehmen ins Schwarze getroffen. Nach der Übernahme durch die Alphabet-Tochter Nest folgte nicht nur das Aus für die Hardware-Lösungen der Firma, sondern auch für die zur Nutzung zwingend notwendige Cloudlösung. Wer also vor gar nicht allzu langer Zeit ein vermeintlich zukunftssicheres Stück Hausautomations-Hardware erworben hat (Revolv hatte seinerzeit Werbung mit einer „lifetime guarantee“ gemacht), hat jetzt einen ca. 300 US-Dollar teuren Briefbeschwerer zuhause. Revolv ist nur ein Beispiel einer vermeintlich zukunftssicheren Lösung, die sang- und klanglos in den ewigen Hightech-Jagdgründen verschwunden ist.
Neben dieser Totalentwertung der Smarthome-Hardware sollte man noch ein paar andere Punkte bei cloudbasierten Lösungen beachten. Häufig werden versprochene Funktionen nie zuende entwickelt oder liebgewonnene Funktionalitäten verschwinden einfach aus dem Leistungsportfolio. Das ist nicht so hart wie im Fall Revolv, hat aber in vielen Fällen ein hohes Frustrationspotential und führt über kurz oder lang auch zur Degradierung des ehemaligen Hightech-Spielzeugs zum Inhalt der Elektro-Altgerätetonne.
In Zeiten guter Netzabdeckung klingt es vielleicht etwas übertreiben, aber man ist bei Cloudlösungen für ein funktionierendes Smarthome immer auf eine Internetverbindung mit ausreichender Geschwindigkeit angewiesen. Zusätzlich ist man auf die funktionierende Serverinfrastruktur des Anbieters angewiesen. Sollte Smarthome irgendwann wirklich zum Standard in deutschen Wohnungen und Häusern avancieren, sind das sicherlich K.-O.-Kriterien. Denn Hand aufs Herz würden, Sie sich einen Lichtschalter oder ein Türschloss einbauen, das nur funktioniert, wenn das Haus Kontakt zum Internet hat und der Server des Anbieters funktionert? Heutzutage ist das sicherlich noch kein Problem, da die meisten Hausautomationssysteme zuverlässige Fallback-Lösungen wie den klassischen Lichtschalter haben oder nur Dinge steuern, die nicht von integraler Wichtigkeit sind.
Ein Aspekt cloudbasierter Lösungen wird sicherlich in naher Zukunft noch immens in den Fokus der Nutzer rücken – die Sicherheit. Solange nur ein US-amerikanischer Anbieter sieht, in welcher Lichtfarbe ich mein Wohnzimmer beleuchte oder eine asiatische Firma weiß, ob ich zuhause bin, ist noch alles in Ordnung. Was aber, wenn der technikaffine Einbrecher sich Zugang zur Hausautomation verschafft, alle Informationen auswertet und merkt, dass das Licht im Wohnzimmer nur Anwesenheit vortäuschen soll und die Anwesenheitsvariable ihm deutlich macht, dass wirklich kein Bewohner im Haus ist? Sicherheitslücken in IT-Lösungen sind heutzutage an der Tagesordnung und ich weiß inzwischen nur zu gut, wie einfach eine schlecht implementierte Netzwerklösung zu belauschen und zu manipulieren ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass viele, die sich bedenkenlos irgendeine Smarthome-Lösung installieren, gleichzeitig aber einbruchssichere Fenster und Türen mit einem Sicherheitsschloss haben. Eigentlich ein Widerspruch. Vielleicht wird es Zeit für den Convenience-Nutzer, eine Hausautomationsfirewall (die wird tatsächlich schon entwickelt) oder einen Smarthome-Virenscanner zu installieren.
Dass ein cloudbasiertes Smarthome-Gerät zuverlässig über Jahre funktioniert, hat also etwas von einem Lotteriespiel, bei dem man nichts gewinnen, sondern nur möglichst wenig verlieren kann.
Fazit
Für mich persönlich sind Lösungen, die etwas Wichtiges in meinem Haus steuern und nur über das Internet funktionieren schon seit Anfang dieses unsäglichen Trends ein No-Go. Ich habe bis jetzt drei Dinge im Einsatz, die cloudbasiert sind. Das sind aber Lösungen, die ich aus Sicherheitsaspekten klar von der restlichen Infrastruktur abgrenzen kann und die preislich so im Rahmen liegen, dass es mir nicht wehtut, wenn ich sie demnächst als Türstopper verwenden müsste.
[…] ist bei dem smart system deutlich zurückgegangen, geblieben ist der ordentliche Preis. Für das absolutes K.-O.-Kriterium ist, dass das smart system nur in Verbindung mit der Gardena-Cloud funktioniert. Meine persönliche […]